Euro profitiert von abnehmender Risikoaversion. Entspanntes Pfund

„Das Chaos rund um den Brexit ist nicht einmal ansatzweise in den Pfund-Kursen zu sehen“, meint Sintje Boie von der Hamburg Commercial Bank

EUR/USD: Über die vergangene Woche hat EUR/USD per saldo weitgehend seitwärts tendiert. Kurzzeitig ist das Austauschverhältnis jedoch unter die 1,12 gerutscht, konnte sich dann aber wieder auf ein Niveau von aktuell rund 1,1240 erholen. Die Marke von 1,12 war letztmalig Anfang März nach unten durchbrochen worden. Grund für die Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Euro waren bessere Konjunkturdaten aus den USA. So ist der wichtige ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe gestiegen. Auch die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter für Februar boten keine negative Überraschung.

Unterstützung für den Euro bieten derzeit die Handelsgespräche zwischen den USA und China. Nachdem in der Vorwoche eine US-Delegation in Peking war, findet nun der Gegenbesuch der Chinesen in Washington statt. Auch ein Spitzentreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping soll stattfinden. Nach allem, was aus den Gesprächen nach außen dringt, sind diese schon recht weit fortgeschritten, d.h. bei 90 % der strittigen Themen wurden bereits Ergebnisse erzielt. Die restlichen 10 % könnten aber noch einmal sehr schwierig werden. Nichtsdestotrotz nimmt die Zuversicht der Marktteilnehmer auf einen erfolgreichen Abschluss der Handelsgespräche zu, was die Risikoaversion reduziert und damit den Euro stärkt.

Neue Impulse für EUR/USD könnten in den kommenden Tagen der US-Arbeitsmarktbericht für März am Freitag (05.04.) und die EZB-Zinssitzung am nächsten Mittwoch (10.04.) bieten. Der ADP National Employment Report hat einen Stellenaufbau von 129 Tsd. ergeben. Beim offiziellen Arbeitsmarktbericht wird sogar mit einem Plus von 180 Tsd. gerechnet. Im Vormonat war nur ein Beschäftigsaufbau von 20 Tsd. erreicht worden. Nun wird es spannend, ob dies nur ein Ausreißer war oder nicht. Wird ein Plus von rund 200 Tsd. veröffentlicht, dürfte das den US-Dollar stärken. In die gleiche Richtung könnte die EZB-Zinssitzung gehen. Hier sind eher vorsichtige Töne in Bezug auf die Konjunkturentwicklung in der Eurozone zu erwarten, ohne dass wir neue Entscheidungen der Notenbanker erwarten. Eine mögliche Staffelung des Einlagenzinssatzes für Banken, der aktuell bei -0,40 % liegt, könnte allerdings weiter diskutiert werden. EZB-Chef Mario Draghi hatte dies zuletzt als Möglichkeit benannt, die Effekte des Niedrigzinsumfeldes für die Banken abzumildern. Ist allerdings ein erfolgreicher Abschluss der Handelsgespräche zwischen den USA und China zunehmend in Reichweite, dürfte das den Euro festigen. Per saldo dürfte EUR/USD damit eher wieder höher tendieren.

EUR/GBP: Auch EUR/GBP zeigt sich per saldo im Wochenverlauf mit momentan 0,8540 wenig verändert. Kurzzeitig stieg das Währungspaar allerdings in der Spitze bis auf 0,8640 an. Damit ist das derzeitige Chaos in London rund um den Brexit aber nicht einmal ansatzweise im Austauschverhältnis zu erkennen. Die Marktteilnehmer setzen weiterhin auf einen glimpflichen Ausgang der derzeitigen Verwirrung beim Suchen von Alternativen zum ausgehandelten Brexit-Abkommen und der Vermeidung eines ungeordneten Brexit. Am vergangenen Freitag (29.03.) hatten die Abgeordneten im britischen Unterhaus zum dritten Mal gegen das Abkommen gestimmt. Eine Billigung des Vertrages durch das Parlament ist aber Voraussetzung der EU für eine Verlängerung der Austrittsfrist über den 12. April hinaus bis zum 22. Mai. Anderenfalls droht ein ungeordneter Brexit. Theresa May versucht nun die oppositionelle Labour-Partei auf ihre Seite zu ziehen und damit den Vertrag durch das Parlament zu bekommen. Gleichzeitig hat sich das Parlament in dritter Lesung mit knapper Mehrheit dazu entschieden, die Regierung auf eine Verschiebung der Austrittsfrist zu verpflichten. Dem muss noch vom Oberhaus zugestimmt werden. Um wie lange die Verschiebung erfolgen soll, ist jedoch unklar. Zuvor hatte sich das Parlament bei „indicative votes“ gegen verschiedene Alternativen zur Zustimmung des Brexit-Vertrages (u.a. Verbleib in der Zollunion oder im gemeinsamen Binnenmarkt) ausgesprochen.

USD/JPY: Dass die globale Risikoaversion mit den Fortschritten bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China abgenommen hat, ist auch bei USD/JPY zu erkennen. Das Währungspaar stieg in den letzten Tagen von rund 110 auf 111,40.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

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