Risk on – langfristige Bund-Renditen wieder im positiven Bereich

„Die Risikoaversion der Anleger ist etwas zurückgegangen.“, sagt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank.

Die zehnjährigen Bund-Renditen sind erstmals seit acht Tagen wieder im positiven Bereich. Gleichzeitig sind die Pendants aus den USA renditeseitig auf über 2,50 % gestiegen. Die höheren Renditen sind Ausdruck einer größeren Risikofreude, die sich auch an den Aktienmärkten manifestiert und unter anderem mit besseren Konjunkturdaten sowie der Hoffnung auf einen guten Ausgang der US-chinesischen Handelsgespräche zu tun hat. So ist etwa der PMI Caixin aus China im März wieder über die 50er-Marke geklettert, nachdem der Geschäftsklimaindex drei Monate lang unter 50 Punkten verharrt hatte. Außerdem stieg in der Eurozone zum Ende des ersten Quartals der PMI für den Dienstleistungssektor, breit gestützt durch kräftige Anstiege in Italien und Spanien und einem schwächeren Anstieg in Deutschland. Lediglich in Frankreich ist ein Rückgang zu verzeichnen.

In Bezug auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China sind offensichtlich Fortschritte zu verzeichnen. So berichten amerikanische Zeitungen, ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping stünde kurz bevor. Ein derartiges Treffen wird üblicherweise für den Fall erwartet, dass sich beide Seiten auf ein Abkommen geeinigt haben. Heute (04.04.) soll sich Trump mit dem Handelsbeauftragten Liu He im Weißen Haus treffen. Auch das kann als Signal gedeutet werden, dass ein Abkommen nicht mehr weit ist. Grundsätzlich würde eine Einigung zwischen den USA und China für Erleichterung sorgen und die Renditen der Staatsanleihen kurzfristig nach oben treiben, da ein Belastungsfaktor für die Konjunktur wegfallen würde. Wichtig wird aber die Frage sein, wie umfassend ein etwaiges Abkommen ist. Wir gehen nicht davon aus, dass mit einer möglichen Vereinbarung alle Probleme zwischen den USA und China aus dem Weg geräumt sind. Letztlich scheint es den USA darum zu gehen, eine Technologievorherrschaft Chinas zu verhindern, was sich China kaum gefallen lassen wird. Insofern werden uns die Spannungen zwischen diesen beiden Wirtschaftsmächten in den kommenden Jahren weiter begleiten und immer wieder auch die Märkte belasten.

Darüber hinaus bleibt der Brexit ein wichtiges Risiko für die Rentenmärkte. Die Gefahr eines harten Brexit bleibt bestehen, auch wenn Premierministerin Theresa May offensichtlich einen überparteilichen Ansatz in Angriff genommen hat und sich mit Labour-Chef Jeremy Corbyn getroffen hat. Am 10. April kommt es zu einem EU-Sondergipfel, bei dem über das weitere Vorgehen entschieden wird. Wenn sich die Briten nicht aus der Sackgasse begeben, kann dies bedeuten, dass das Land am 12. April die EU ohne Abkommen verlässt (siehe dazu auch EUR/GBP-Text in dieser Publikation). Erneut negative Bund-Renditen wären in diesem Fall wohl vorprogrammiert.

Ein anderes Thema an den Rentenmärkten ist der beständige politische Druck, dem die US-Notenbank ausgesetzt ist. Erneut hat Präsident Trump seinen Vorwurf erneuert, die Fed sei schuld an der Wachstumsverlangsamung und an den niedrigen Aktienkursen (die im Übrigen gar nicht mehr so niedrig sind). Schon jetzt sieht sich Fed-Chef Jerome Powell dem Verdacht ausgesetzt, aufgrund des politischen Drucks die geldpolitische Kehrtwende eingeleitet zu haben, die ja in der Tat sehr überraschend kam. Kann Powell unter diesen Umständen überhaupt die Leitzinsen senken, ohne als Erfüllungsgehilfe der Regierung dazustehen? Im Zweifel könnte es dazu kommen, dass es objektiv einer Lockerung der Geldpolitik bedarf, die Fed diese aber nicht unternimmt, um die politische Unabhängigkeit zu wahren.

Wichtig sind die US-Arbeitsmarktdaten vom März (05.04.). Nach dem schwachen Beschäftigungszuwachs im Februar, der vermutlich mit den Spätfolgen des government shutdown zu tun hat, rechnen wir mit einem Rebound auf deutlich über 100.000 Personen. Die Arbeitslosenrate könnte bei 3,8% bleiben. Weiter beginnt in der kommenden Woche die IWF-Frühjahrstagung und die EZB wird erneut zusammentreffen. Unter anderem könnte es bei der Notenbanksitzung um eine mögliche Staffelung des Einlagenzinses gehen, insbesondere, falls man noch eine weitere Senkung dieses Zinssatzes in Erwägung zieht.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

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