Ängstliche Fed stoppt Bilanzabbau

„Die Fed sollte sich nicht durch einbrechende Aktienmärkte von ihrer geldpolitischen Normalisierung abbringen lassen“, sagt Sintje Boie, Analystin der Hamburg Commercial Bank

An den Rentenmärkten dies- und jenseits des Atlantiks gab es im Wochenverlauf weiterhin kaum Bewegung. Zehnjährige Treasuries rentieren etwas unter 2,70 %, ihre deutschen Pendants pendeln um die 0,10 %. Die Seitwärtsbewegung resultiert aus dem Fehlen von Impulsen bei wichtigen Themen, wie zum Beispiel eindeutigen Ergebnissen bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China oder dem Brexit. Gleichzeitig steigen die Risiken, denn bei den derzeitigen Gesprächen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU über den Backstop im Brexit-Vertrag gibt es keine Fortschritte, sodass das Risiko für einen ungeordneten Brexit stetig zunimmt. Diese Risiken sind zum Teil schon in den vergleichsweise niedrigen Renditen enthalten, zum Teil aber noch nicht. Wenn es tatsächlich am 29. März zu einem harten Brexit kommt, dann dürften die Renditen deutlich nachgeben, die langfristigen Bundesanleihen könnten wieder in den negativen Bereich eindringen.

Für nächste Woche sind neue Gespräche zwischen UK und der EU geplant und am 27. Februar soll erneut über den bestehenden Brexit-Vertrag im britischen Unterhaus abgestimmt werden. Sollte dieser wieder durchfallen, könnte das Parlament den weiteren Brexit-Prozess übernehmen und eine Verlängerung der Austrittsfrist beantragen, um einen ungeordneten Brexit zu verhindern. Die Rating-Agentur Fitch droht mit einer Herabstufung des AA-Ratings von Großbritannien für den Fall eines ungeordneten Brexit und hat das Rating auch wegen der Wachstumsabschwächung auf „watch negative“ gesetzt.

Gestern (20.02.) wurden die Minutes der FOMC-Sitzung vom 29./30.01. veröffentlicht. Tenor: Die Fed zeigt sich geduldig in Bezug auf weitere Zinsanhebungen. Diese sind datenabhängig. Das bedeutet aber auch: Weitere Zinsschritte sind nicht ausgeschlossen, wenn die Konjunktur robust läuft. Damit könnte es sich derzeit nur um eine Zinserhöhungspause handeln und nicht – wie die Marktteilnehmer annehmen – schon um das Ende des Zinserhöhungszyklus. Die Bilanzsumme wird zum geldpolitischen Instrument neben der Fed Funds Rate, um das Inflations- und Vollbeschäftigungsziel der Notenbank zu erreichen. Es soll keinen Automatismus mehr geben, die Bilanzsumme weiter zu verringern. So soll zeitnah ein Plan vorgestellt werden, wie die Fed weiter mit dem Bilanzabbau umzugehen gedenkt. Derzeit wird die Bilanz monatlich um 50 Mrd. US-Dollar abgebaut, d.h. es werden pro Monat 50 Mrd. US-Dollar an Treasuries und anderen Wertpapieren (u.a.

MBS) weniger am Kapitalmarkt reinvestiert. Die Minutes deuten darauf hin, dass in der zweiten Jahreshälfte 2019 der Bilanzabbau komplett eingestellt werden könnte. Man fragt sich, warum die gerade erst begonnene Bilanzreduzierung schon wieder beendet werden soll. Noch läuft die Konjunktur gut, aber die Angst der Fed vor einer restriktiveren Liquiditätsausstattung der Banken und neuen Aktienmarkteinbrüchen scheint groß zu sein. Doch davon darf sich eine Notenbank nicht leiten lassen und sie sollte nicht schon jetzt wieder ihre Normalisierung der Geldpolitik aufgeben. Die Argumentation für diesen Schritt bleibt recht dünn.

In der Eurozone wurden heute (21.02.) die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Februar veröffentlicht. Der Index für das deutsche verarbeitende Gewerbe ist noch weiter in den kontraktiven Bereich abgerutscht. Damit befindet sich der Index für die Eurozone insgesamt noch auch unterhalb der 50-Punkte-Grenze. Dagegen konnte der Dienstleistungssektor zulegen. Das derzeit wenig rosige Konjunkturbild wird durch die Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindizes für Februar am 22.02. komplettiert. Nächste Woche dürften die Bekanntgabe des US-Wachstums im vierten Quartal 2018, der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und die CPI-Schätzung für die Eurozone (Feb) besondere Beachtung finden.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

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