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Standortfaktor schnelles Internet
"Die enorme Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland machen Glasfaserausbau zu einer interessanten Assetklasse, deren Potential noch lange nicht ausgeschöpft ist."
Februar 2018 – Beim Breitbandausbau droht die Industrie- und Exportnation Deutschland den Anschluss zu verlieren. Besonders fernab der Ballungsräume lahmt das Netz. Findige Unternehmen wollen das ändern. Sie setzen auf Hightech, schlanke Strukturen, privates Kapital und erwarten vom Staat nur eines: klare Rahmenbedingungen. Als Pionier der ersten Stunde kennt sich die HSH Nordbank mit den spezifischen Finanzierungsbedingungen aus wie kaum ein anderes Geldinstitut.
Magere 2,4 Prozent. So hoch oder besser niedrig ist hierzulande die Glasfaseranschlussquote, hat der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V. (VATM) errechnet. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, kommt gar nur auf einen Wert von weniger als zwei Prozent. Zum Vergleich: In Schweden surfen längst 55 Prozent aller privaten Haushalte auf der schnellsten Internetwelle, in Lettland sind es rund 63 Prozent und in Japan gar fast 75 Prozent.
Länderranking nach Durchdringung der Haushalte mit Glasfaseranschluss in Prozent
Quelle: OECD, 2017
Vom flächendeckenden Einsatz der ultraschnellen Glasfaser, die Übertragungsraten bis in den Terrabit-Bereich ermöglicht, ist Deutschland also noch weit entfernt. Dabei sind zügige Investitionen dringender denn je: Nach Prognosen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wird sich der gesamte IP-Datenverkehr hierzulande zwischen 2015 und 2025 versechsfachen, der mobile Datenverkehr sogar um den Faktor 18 erhöhen. Man muss kein Ingenieur sein, um zu erkennen, dass das mit den vorhandenen Kapazitäten und Datengeschwindigkeiten nicht klappen kann.
Zu radikal sind die Umbrüche und Marktverschiebungen durch Industrie 4.0, 3-D-Druck, Telemedizin oder Elektromobilität. All diese Megatrends verändern das Gesicht der Weltwirtschaft und bieten besonders dem global aufgestellten deutschen Mittelstand neben manchem Risiko noch viel mehr Chancen. Wenn die Grundvoraussetzung dafür erfüllt ist: Ohne schnelle Netze kommen Deutschlands Unternehmen, die sich allzu oft noch mit Übertragungsraten von 50 Mbit pro Sekunde begnügen müssen, nicht in den Genuss der neuen Technologien. Die digitalen Kanäle sind die Handelswege des 21. Jahrhunderts. Hochgeschwindigkeitsnetze sind für die digitale Wirtschaft heute so entscheidend, wie es einst die Elektrizitätsnetze und die Eisenbahnen für die industrielle Entwicklung waren.
Der Bund reagiert und will angesichts der Bedeutung der digitalen Infrastruktur für die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit Deutschlands die Fördermittel „bedarfsgerecht weiter erhöhen“. Nach aktuellem Stand bedeutet dies die Bereitstellung von Bundesfördermitteln in Höhe von rund drei Milliarden Euro pro Jahr ab 2018. Doch mindestens genauso wichtig wie mehr Fördermittel für strukturschwache Regionen ist eine verbesserte Koordination. „Der Staat reagiert oft unkoordiniert auf Hilferufe von Bürgermeistern und Landräten, die sich um die Zukunft des ländlichen Raums und die Arbeitsplätze vor Ort sorgen. Resultat sind dann oft Zuschüsse nach dem Gießkannenprinzip“, sagt Steffen Leiwesmeier, Leiter digitale Infrastrukturfinanzierungen bei der HSH Nordbank. Er ist einer der Autoren der Studie „Glasfaser: Ausbau und Finanzierung“ der HSH Nordbank.
„Der Staat reagiert oft unkoordiniert auf Hilferufe von Bürgermeistern und Landräten, die sich um die Zukunft des ländlichen Raums und die Arbeitsplätze vor Ort sorgen. Resultat sind dann oft Zuschüsse nach dem Gießkannenprinzip“, sagt Steffen Leiwesmeier, Leiter digitale Infrastrukturfinanzierungen bei der HSH Nordbank.
Hinzu kommt: „Es gibt in Deutschland ein vergleichsweise traditionelles Verständnis davon, wie Investitionen in die Infrastruktur realisiert werden sollen. Meist bleiben die Projekte in staatlicher Hand oder sollen über Subventionen gelenkt werden. Nur in Ausnahmefällen sind private Partner mit an Bord. Dabei könnten gerade durch das Zusammenspiel von staatlichen und privaten Partnern zusätzliche und auch großvolumige Projekte umgesetzt werden und es könnte so die Investitionstätigkeit insgesamt gesteigert werden“, erklärt Dr. Marcus Kleiner, Head of Origination im Bereich Unternehmenskunden Infrastruktur & Logistik der HSH Nordbank. Sein Haus engagiert sich bereits seit Mitte der Neunzigerjahre bei Infrastrukturfinanzierungen – von Lokomotiven über Waggons bis hin zum Datenverkehr – und tut es bis heute im immer stärkeren Ausmaß. Fast jeden zweiten Tag werden uns neue Projekte in ganz Europa angeboten; die „Pipeline“ ist mit rund einer Milliarde Euro prall gefüllt.
Wie gut es sich bei klaren Rechts- und Rahmenbedingungen auch ohne jeden Cent an Fördergeld im Bereich Breitband investieren und wirtschaften lässt, beweist das Unternehmen Deutsche Glasfaser mit Sitz im westfälischen Borken. 200 Millionen Euro hat die Firma nur fünf Jahre nach ihrer Gründung bereits investiert, weitere 450 Millionen Euro an Investitionen werden „zeitnah“ erfolgen. Das Unternehmen entwickelt, baut und betreibt Glasfasernetze. 200.000 Vertragskunden haben die Borkener deutschlandweit inzwischen. Und die Bauingenieure und Handwerker haben für das Unternehmen schon rund 375.000 Kilometer an Glasfasernetzen verlegt. Das entspricht in etwa der Distanz zwischen Erde und Mond.
„Unser Ziel ist es, Marktführer beim Glasfaserausbau in Deutschland zu werden“, sagt CFO Jens Müller selbstbewusst. Gestartet ist die Deutsche Glasfaser vor allem mit dem Privatkundengeschäft. „In Zukunft wollen wir ein besonderes Augenmerk auf die Geschäftskundengebiete legen“, sagt Müller.
Solche Wachstumsphantasien wollen solide finanziert sein: Erst vor Kurzem erhöhte das 400-Mitarbeiter-Unternehmen bei seinen Bankpartnern, zu denen auch die HSH Nordbank gehört, den Fremdfinanzierungsrahmen von 225 auf 650 Millionen Euro. Seit Mitte 2015 agiert die Deutsche Glasfaser unter mehrheitlicher Beteiligung des international engagierten Investors KKR. Rund 1,5 Milliarden Euro Kapital stehen nach Unternehmensangaben allein für die aktuelle Ausbauplanung mit der Versorgung von einer Million Haushalten und Unternehmen bereit.
Wesentlicher Grund des Unternehmenserfolgs ist die Fokussierung auf den ländlichen Raum. „Mithilfe unserer Glasfaserdirektanschlüsse überholt das Dorf auch beim Internet mühelos jede deutsche Millionenstadt“, sagt CFO Müller. In einer Umfrage des Verbands Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) im Januar dieses Jahres unter mehr als 1.400 Unternehmen äußerten die lokalen Vertreter sogar die Hoffnung, dass eine verbesserte digitale Infrastruktur die zunehmend zu beobachtende Landflucht in Deutschland aufhalten könnte.
Je schneller das Netz in den länd­lichen Re­gionen und vor allem den Speck­gürteln der großen Städte wird, desto mehr Men­schen werden dorthin aus den Innen­städten mit ihren hohen Mieten und Grund­stücks­prei­sen hin­ziehen. Doch keinen Frei­berufler oder Digital­arbeiter lockt es aus der Stadt, wenn das Netz im Dorf lahmt. In vielen Gemeinden liegt die Down­load-Ge­schwindig­keit laut der VKU-Um­frage noch immer deutlich unter 50 Megabit pro Sekunde. Für knapp 65 Prozent der befragten Firmen stellt der Breit­band­ausbau derzeit ganz eindeutig die größte Herausforderung in ihrem Geschäftsgebiet dar.
Bei 100 Mbit pro Sekunde ist bei den Glasfasernetzen längst noch nicht Schluss. Ihr großes Plus ist die Skalierbarkeit, nach oben gibt es fast keine technische Grenze der Geschwindigkeit und der Anschlusszahlen. Kapazitätserhöhungen sind damit jederzeit möglich. „Genau das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine langfristig nutzbare Infrastruktur bei der Digitalisierung des Landes. Und das macht die Assetklasse auch für institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds so interessant“, meint HSH Nordbank-Experte Leiwesmeier. Jens Müller von Deutsche Glasfaser ist sicher: „Das Potenzial der Glasfaser ist sehr hoch. An der Nachfrage wird der Ausbau garantiert nicht scheitern.“
Die Studie „Glasfaser: Ausbau und Finanzierung“ der HSH Nordbank zeigt die Unverzichtbarkeit von Glasfaser für neue Technologien, den gegenwärtigen Stand und die Chancen der Zukunftsinfrastruktur für die Wirtschaft.
Senden Sie einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Glasfaserstudie“ an steffen.leiwesmeier@hsh-nordbank.com und Sie erhalten die vollständige Studie.