CEO Stefan Ermisch: „Wir wollen Wert schaffen“

Der Vorstandsvorsitzende der Hamburg Commercial Bank, Stefan Ermisch, zeigt sich in einem ausführlichen Interview in der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ trotz der unsicheren und herausfordernden gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Situation zuversichtlich. Er sieht die HCOB derzeit als sehr gut aufgestellt und stark kapitalisiert an. Ermischs Kernaussagen auf einen Blick.

Der grausame Krieg in der Ukraine, eine sich abschwächende Konjunktur mit steigenden Insolvenzrisiken, dazu enorme Inflationsraten: Die Gemengelage für Banken ist aktuell mehr als herausfordernd. Umso beeindruckender, wie der HCOB-Vorstandschef im Redaktionsgespräch in der Mai-Ausgabe der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ die Gesamtlage beurteilt: „Wir müssen mit jeder Situation zurechtkommen, die Rahmenbedingungen kann man sich nun mal nicht aussuchen.“ Ermisch weiter: „Wir wissen nicht, ob es zu einer Stagflation oder gar einer Rezession kommt, die zu schmerzhaften Wohlstandsverlusten führen würde. Zuverlässig planen kann man aktuell schlicht nicht. Insofern steuern wir auch die HCOB erst einmal auf Sicht.“

Stefan Ermisch über …

… die aktuelle geschäftliche Situation:

„Die HCOB steht aufgrund ihres geschäftlichen Profils aktuell sehr gut da. Die Asset-Klassen, in denen wir aktiv sind, sind bisher kaum bis gar nicht negativ von den Auswirkungen des Kriegsgeschehens betroffen. Es gibt sogar Branchen, in denen es derzeit sehr gut läuft, wie die globale Schifffahrt.“

… das Standbein Projektfinanzierung:

„Unser zweites Standbein, die Projektfinanzierung, ist vor allem im Segment erneuerbare Energien und Infrastruktur ebenfalls unbeschadet von der Kriegssituation. Im Gegenteil: Längerfristig könnte das Streben nach mehr und schnellerer Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zusätzliche Perspektiven bieten und der klimaneutralen Wirtschaft deutliche Impulse geben.“

… die Lage bei gewerblichen Immobilien:

„In unserem dritten und sehr starken Kerngeschäftsfeld, Commercial Real Estate, sind wir gut aufgestellt und hier bleiben wir bei unserer vorsichtigen Geschäftspolitik. Wir wollen den aktuellen Planungen zufolge auch im laufenden Jahr rund 2,2 Milliarden Euro Neugeschäft allein im Immobilienbereich kontrahieren und damit mehr als im Vorjahr.“

… steigende Insolvenzzahlen:

„Im Corporates-Geschäft ist die Situation sicherlich am kompliziertesten. Bisher haben wir kaum steigende Insolvenzraten gesehen, aber ich gehe davon aus, dass sie irgendwann kommen werden. Da wir uns als Spezialfinanzierer aber frühzeitig auf Nischen konzentriert haben, sind wir von konjunkturellen Einschlägen im breiten Corporate Banking nicht nennenswert betroffen.“

… anziehende Zinsen:

„Leicht anziehende Zinsen sind strukturell gut für Banken. Der steigende Zins wird uns zusätzlichen Schub geben. Denn die HCOB ist in ihrer Asset-Liability-Struktur eher auf steigende Zinsen ausgerichtet. Daher können wir wegfallende volumenabhängige Erträge durch höhere Zinsmargen gut kompensieren.“

… den Anspruch der HCOB:

„Unser Ziel ist klar: Die HCOB soll in allem, was sie tut, die beste Bank für ihre Kunden sein. Und wir wollen Wert schaffen. Unsere Kernkapitalquote lag Ende vergangenen Jahres bei fast 30 Prozent. Das bietet uns eine große strategische Flexibilität und auch eine gewisse Sicherheit.“

… die Ziele der Bank für 2022:

„Wir wollen nach der Phase der Restrukturierung und der Konzentration auf die Kernstärken wieder moderat wachsen. Die Bilanzsumme von rund 30 Milliarden Ende 2021 soll in denn kommenden Jahren nun wieder auf rund 35 Milliarden Euro wachsen. Das zweite Ziel ist eine höhere Zinsmarge. Und drittens achten wir laufend darauf, die Kosten weiterhin im Griff zu behalten. Hier hilft uns vor allem die neue, cloudbasierte IT-Landschaft.“

Das komplette Gespräch finden Sie hier im pdf-Format zum Herunterladen: Interview Stefan Ermisch