Liquiditätskrise vieler Schifffahrtsgesellschaften verlangt konsequentes Handeln

Wolfgang Topp diskutiert auf dem Hansa Treuhand Schifffahrts-Symposium zur Schifffahrtskrise

Hamburg/Kiel, 12. September 2013 - Die Schifffahrt wird ihre Krise nur dann nachhaltig überwinden, wenn Reeder und Banken in Deutschland die massiven Herausforderungen gemeinsam angehen und den Mut zu unkonventionellen Lösungen haben. Das ist das Fazit von Wolfgang Topp, verantwortlich für die Restructuring Unit der HSH Nordbank, auf dem Hansa Treuhand Schifffahrts-Symposium.

„Die Schifffahrtsgesellschaften haben es versäumt, in den wirtschaftlich erfolgreichen Jahren die Weichen für die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen zu stellen. Später wurden die Dauer und die Intensität der Krise durchweg unterschätzt. Viele Gesellschaften befinden sich daher heute in einer Liquiditätskrise, die zum konsequenten Handeln zwingt“, sagte Wolfgang Topp, Generalbevollmächtigter der HSH Nordbank.

Aber auch die Banken haben nach Ansicht des Sanierungsexperten einige Punkte in ihr Pflichtenheft zu schreiben. So seien etwa wichtige Finanzierungsgrundsätze in der Boomphase der Schifffahrt außer Acht gelassen worden. Künftig gelte es für die Banken, mehr Augenmerk auf die Expertise des Managements, den Zugang zu Eigenkapital und die dauerhafte Einsetzbarkeit der Schiffe zu richten.

Sofern noch nicht geschehen, sollten sich die Schifffahrtsgesellschaften nach Meinung von Topp entlang zentraler strategischer Fragestellungen neu ausrichten. Im Vordergrund steht für ihn die Professionalisierung der betriebswirtschaftlichen Abläufe in den Reedereien. Während das technische Management der Schiffe in der Regel sehr gut aufgestellt sei, gebe es bei der betriebswirtschaftlichen Führung der Reedereien selbst vielfach erhebliches Verbesserungspotenzial. Auch die Ausrichtung der Flotte auf zeitgemäße Standards – insbesondere im Hinblick auf Energieeffizienz und Umweltauflagen – sei heute unerlässlich um am Markt dauerhaft bestehen zu können. Notwendig sei zudem, dass Gesellschaften Betriebsgrößen erreichen, die das Generieren von Skaleneffekten ermöglichen. Eine Konsolidierung innerhalb der Branche sieht Topp als unausweichlich an. „Langfristig wird es in Deutschland eine deutlich reduzierte Zahl größerer Reedereien sowie einige wenige Nischenplayer geben“, sagte Wolfgang Topp.

Grundsätzlich ist es Topp zufolge die gemeinsame Aufgabe von Banken und Reedern, neue Finanzierungswege und -quellen zu erschließen. Er sprach sich für den Aufbau eines gemeinsamen Kompetenzcenters zur fortlaufenden Beobachtung von Markttrends und technischen Entwicklungen aus. Zudem müssten einheitliche Kriterien zur Beurteilung der operationalen Exzellenz geschaffen werden, an denen sich die Reeder messen lassen sollten. Diese könnten dann in die Beurteilung der Kreditwürdigkeit mit einfließen. „Die Schifffahrtsindustrie ist über die Jahre zu sehr auf Sicht gefahren. Es muss dringend eine Einigung erreicht werden, wo die Branche langfristig hinsteuert und welche Anforderungen an ihre Teilnehmer gestellt werden“, sagte Topp

Die HSH Nordbank ist für die Schifffahrt nach wie vor ein verlässlicher Partner. Voraussetzung sei allerdings, dass die Reeder und Schiffseigner selbst zur Unterstützung ihrer angeschlagenen Gesellschaften bereit sind. „Eine Restrukturierung und Sanierung ausschließlich auf Kosten der Banken gibt es nicht. Hilf Dir selbst, dann helfen Dir andere“, sagte Topp. Gleichzeitig habe sich das regulatorische Umfeld für die Sanierung in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Banken hätten schlicht engere Spielräume und Zeitfenster für Sanierungen. Das sei ein Hauptgrund dafür, Restrukturierungen künftig früher anzugehen beziehungsweise bei aussichtslosen Sanierungen Verluste rechtzeitiger zu realisieren.

Die HSH Nordbank arbeitet – wie andere schiffsfinanzierende Banken auch – an neuen Restrukturierungslösungen. Diese sollen bei Schiffen angewendet werden, die von ihren heutigen Eigentümern keine Unterstützung, sei es durch Zuführung frischen Kapitals oder beim Schiffsbetrieb, mehr zu erwarten haben. Im Frühjahr hatte die HSH Nordbank bereits ein Finanzierungsmodell gemeinsam mit der Reederei Navios vorgestellt. Andere Lösungsansätze sind in der Entwicklung. „Für uns als Bank steht dabei im Vordergrund, Kapital bei neuen Investoren einzuwerben, die Risiken der Bank zu reduzieren und uns gleichzeitig die Möglichkeit zu sichern, an einer Erholung des Marktes zu partizipieren“, sagte Topp.



Wolfgang Topp ist Generalbevollmächtigter der HSH Nordbank. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die im Dezember 2009 gegründete Restructuring Unit, in der nicht-strategische Geschäftsfelder und Portfolios der HSH Nordbank wert- und marktschonend abgebaut werden. Die Restructuring Unit hat ein Bilanzvolumen von 50 Milliarden Euro (Stand 30. Juni 2013), davon rund 9 Milliarden Euro im Bereich Schifffahrt. Gemäß der EU-Beihilfeentscheidung aus dem Jahr 2011 muss die Bilanzsumme der Restructuring Unit bis Ende 2014 auf 38 Milliarden Euro reduziert werden.

Die in dieser Pressemitteilung enthaltenen Informationen sind kein Verkaufsangebot für jedwede Art von Wertpapieren der Hamburg Commercial Bank AG. Wertpapiere der Hamburg Commercial Bank AG dürfen nicht ohne Registrierung gemäß US Wertpapierrecht in den USA verkauft werden, es sei denn ein solcher Verkauf erfolgt unter Ausnutzung einer entsprechenden Ausnahmevorschrift.

Diese Presseinformation kann zukunftsgerichtete Aussagen enthalten. Diese Aussagen basieren auf unseren Einschätzungen und Schlussfolgerungen aus uns zum jetzigen Zeitpunkt vorliegenden Informationen, die wir als zuverlässig erachten. Zukunftsgerichtete Aussagen beinhalten sämtliche Informationen, die nicht lediglich historische Fakten wiedergeben, einschließlich Informationen, die sich auf mögliche oder erwartete zukünftige Wachstumsaussichten und zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen beziehen.

Solche zukunftsgerichtete Aussagen stützen sich auf Schlussfolgerungen, die sich auf zukünftige Ereignisse beziehen und hängen ab von Ungewissheiten, Risiken und anderen Faktoren, von denen eine Vielzahl außerhalb der Möglichkeit unserer Einflussnahme steht. Entsprechend können tatsächliche Ergebnisse erheblich von den zuvor getätigten zukunftsgerichteten Aussagen abweichen. Wir können keine Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Aussagen oder das tatsächliche Eintreten der gemachten Angaben übernehmen. Des Weiteren übernehmen wir keine Verpflichtungen zur Aktualisierung der zukunftsgerichteten Aussagen nach Veröffentlichung dieser Information.