Achillesferse Netzausbau: Deutsche Stromnetze noch nicht fit für grüne Energie

Hamburg/Kiel, 8. April 2014 - Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und die HSH Nordbank haben in der gemeinsamen Studie „Stromtransport in Deutschland“ Investitionsbedarfe und Rahmenbedingungen für den Leitungsausbau beleuchtet. Bei der Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien hat Deutschland zuletzt unverkennbare Fortschritte erzielt. Damit der große Wurf der Energiewende gelingen kann, muss aber auch die Netzinfrastruktur den Erzeugungsprofilen von Wind und Sonne angepasst werden. Hier herrscht noch großer Nachholbedarf. Es zeigt sich: Soll Deutschland sein gegenwärtig hohes Maß an Versorgungsicherheit auch zukünftig erhalten, muss die Erweiterung speziell des Fernübertragungsnetzes deutlich an Fahrt aufnehmen. Nötig hierfür sind Veränderungen des gesetzlichen Rahmenwerks, die Erweiterungsinvestitionen für Netzbetreiber finanziell lukrativer machen.

Der Prozess der Energiewende bringt gänzlich neue Herausforderungen für den Stromtransport in Deutschland mit sich. Die Anforderungen an die Netzstabilität haben sich stark gewandelt. Anstelle des Problems der Verbrauchsdeckung zu Zeiten von Spitzennachfrage steht zunehmend die Frage der Verwertung von überschüssigen Einspeisemengen im Starkwindfall im Mittelpunkt. Ohne adäquate Stabilisierungsmaßnahmen geht von ihnen eine erhebliche Systemgefährdung für das deutsche Netz aus. Als Stabilisierungsinstrument ist ein umfassender Netzausbau auf sämtlichen Netzebenen unumgänglich.

Geplanter Ausbau geht nur schleppend voran

Von den gemäß Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) bis 2015 fertig zu stellenden 1855 Kilometern Fernleitungstrasse sind bis jetzt weniger als ein Viertel realisiert. Der Anteil tatsächlich verlegter Leitungskilometer soll laut Übertragungsnetzbetreiber auch bis 2016 nicht wesentlich mehr als 50 Prozent des vorgesehen Umfangs betragen. Auf rechtlicher Seite tragen Dauer und Komplexität der Genehmigungsverfahren sowie die große Anzahl an Verwaltungsklagen durch betroffene Bürger zur Verlangsamung des Prozesses bei. Weitere Vereinfachungen in den Verfahrensabläufen könnten zwar zur Verkürzung politisch gewünschter Vorhaben beitragen, lösen jedoch nicht das grundsätzliche Problem der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung. Sie sollten deshalb durch zusätzliche Maßnahmen der öffentlichen Aufklärung flankiert werden. Auch über eine verstärkte Förderung der Erforschung alternativer Erdkabeltechnologien sollte vor diesem Hintergrund nachgedacht werden.

Gegenwärtige Regulierung macht Investitionen wenig attraktiv

Auf Unternehmensebene machen sich speziell bei Verteilnetzbetreibern auch finanzielle Hemmnisse gegenüber Ausbauinvestitionen bemerkbar. Zum einen liegen diese in der Regulierung der Netzentgelte begründet. Investitionsvorhaben können nur verzögert, das heißt nicht innerhalb der laufenden Regulierungsperiode angerechnet werden, was zu Liquiditätsengpässen führen kann. Für kleinere Verteilnetzbetreiber greift dieses Verfahren nicht, aber auch hier bestehen Hemmnisse bedingt durch Rechtsunsicherheit, vor allem was die Abgrenzbarkeit von Erweiterungsinvestitionen gegenüber Ersatzinvestitionen anbelangt. Ein weiterer Un-sicherheitsfaktor ist die unklare Verteilung der Kosten aus einer zukünftigen Einführung von Smart Meters. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, durch eine klare Bindung der Netzentgeltregulierung an die Ausbauziele Rechtssicherheit zu schaffen. Zudem sollte eine beschleunigte Anrechenbarkeit der Kosten von als dringlich eingestuften Ausbauvorhaben gesetzlich verankert werden.

Die Studie Studie „Stromtransport in Deutschland“ finden Sie hier .


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