Marktexpertise: Schienengüterverkehr steht vor großen Herausforderungen

Steigende Umsätze für 2014 erwartet Innovationen dringend notwendig Fachkräftemangel bedroht nachhaltiges Wachstum Hohe Investitionsbereitschaft bei Unternehmen

Hamburg/Kiel, 10. September 2014 - Die Schienengüterverkehrs-Branche blickt trotz eines harten Preiskampfes mit dem Straßengüterverkehr positiv in die Zukunft: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr steigende Umsätze und gleichbleibende Gewinne im Vergleich zum Vorjahr.

Das zeigt die jetzt von der HSH Nordbank veröffentlichte Marktexpertise zum Thema „Zukunft des Schienengüterverkehrs“. Sie gibt Einblicke in die aktuelle und künftige Entwicklung der Branche. 69 Unternehmen aus dem Schienengüterverkehr haben sich an der Umfrage zur Marktexpertise im dritten Quartal 2014 beteiligt. Dabei beurteilen Vermieter von Rollmaterial und Eisenbahnverkehrsunternehmen die Märkte teilweise sehr unterschiedlich.

Auffällig ist die hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen – insbesondere bei Vermietern und Leasingunternehmen: „Mehr als die Hälfte aller Firmen plant Neuanschaffungen, bei den Vermietern sind es sogar knapp 80 Prozent“, sagt Patrick Miljes, Leiter des Unternehmensbereiches Energy & Infrastructure der HSH Nordbank. „Wir können aufgrund einer hohen Anzahl von Finanzierungsanfragen diesen positiven Trend bestätigen.“

Steigende Transportmengen in 2015

Bereits im ersten Quartal 2014 konnte die Branche bei den beförderten Mengen einen Zuwachs von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnen. Dieser Trend hat sich in den Folgemonaten fortgesetzt: „Mehr als die Hälfte der befragten Eisenbahnverkehrsunternehmen, Bahnoperateure und Bahnspediteure gibt an, dass die beförderten Mengen im laufenden Geschäftsjahr 2014 gestiegen sind“, berichtet Miljes. Für das kommende Jahr bleibt die Branche zuversichtlich. Rund 44 Prozent der Befragten rechnen mit einem konstanten bzw. mit einem gegenüber 2014 noch steigenden Transportvolumen (50 Prozent der Befragten) – lediglich 6 Prozent gehen von rückläufigen Transportmengen aus. Die größten Wachstumspotenziale werden in den nächsten drei Jahren auf dem deutschen Markt gesehen. Aber auch den türkischen, polnischen und schweizerischen Schienengüterverkehrsmärkten werden hohe Wachstumschancen zugerechnet.



Branche fordert strukturelle Veränderungen

Der harte Preiskampf mit den Straßengüterverkehrsunternehmen gilt nach Ansicht der Unternehmen als Hauptgrund für das langsame Voranschreiten einer Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Außerdem seien die infrastrukturellen Voraussetzungen nicht gegeben. Einen weiteren Grund sehen die Branchenteilnehmer in technischen und organisatorischen Hemmnissen bei grenzüberschreitenden Verkehren. „Um den Anteil der Schiene am Güterverkehr künftig nachhaltig zu erhöhen, fordern 57 Prozent der Unternehmen eine weitere Verbesserung der Interoperabilität im europäischen Schienengüterverkehr“, sagt Patrick Miljes. Ein Drittel der Unternehmen habe die eigene Lokomotivflotte bereits mit dem European Train Control System (ETCS) ausgestattet – eine Komponente eines einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems. 43 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass eine stärkere Trennung des Schienennetzes für Personen und Güter notwendig sei, um mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Weitere 43 Prozent fordern ein getaktetes Systemverkehrsnetz im Schienengüterverkehr und 37 Prozent die Einführung überlanger Güterzüge.



Fachkräftemangel bedroht nachhaltiges Wachstum

Die Arbeitsmarktsituation im Schienengüterverkehrssektor und die Beschäftigungsperspektiven sind vielversprechend: Bereits im laufenden Jahr ist der Personalbestand bei einem Drittel der Unternehmen gewachsen. Mehr als die Hälfte berichtet von gleich bleibenden Mitarbeiterzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Für das Jahr 2015 planen 40 Prozent der Unternehmen Neueinstellungen, bei der Hälfte der Unternehmen bleibt die Mitarbeiterzahl gleich. „Doch bei Lokomotivführern, Eisenbahnbetriebspersonal und technischem Personal sehen die Schienengüterverkehrsunternehmen aktuell einen Fachkräftemangel aufgrund von Überalterung und Imageproblemen der Branche, der ein nachhaltiges Wachstum der Branche gefährden könnte“, warnt Miljes.

Konkurrenzdruck durch Private Equity nimmt zu

Der Mix aus Eigenkapital und Bankkrediten werde auch künftig das wichtigste Finanzie-rungsinstrument von Schienengüterverkehrsunternehmen bleiben. Trotzdem nehme die Bedeutung anderer Finanzierungsquellen, wie Private Equity, Fonds und Family Offices, zu. „Insbesondere die Vermieter sehen Private Equity künftig als eine bedeutende Finanzierungsform für ihr Geschäft“, sagt Patrick Miljes. Eine differenzierte Einschätzung der Vermieter zeige sich allerdings hinsichtlich des Einflusses von Private Equity-Investoren auf das Lok-Vermietungsgeschäft: Während die Hälfte der Vermieter angibt, dass Private Equity-Investoren einen positiven bis sehr positiven Einfluss auf das Lok-Vermietungsgeschäft haben, sieht ein Drittel der Vermieter einen negativen Einfluss auf ihr Geschäft. „Diese Unterschiede lassen sich dadurch erklären, dass viele Vermieter einen verstärkten Konkurrenzdruck durch Private Equity-Investoren befürchten“, erklärt Miljes. Denn 60 Prozent der Schienengüterverkehrsunternehmen sind der Überzeugung, dass Private Equity zukünftig zu einem höheren Angebot an Leasingloks führen wird.

Langfristiger Investitionshorizont entscheidend

Ob die aktuelle Niedrigzinsphase dazu führt, dass die Unternehmen verstärkt in eigene Neuanschaffungen investieren anstatt diese zu leasen oder zu mieten, bleibt laut Umfrage der HSH Nordbank offen: „Hier ergibt sich kein einheitliches Bild, was den Einfluss der momentan niedrigen Zinsen auf das Neugeschäft für Vermieter von Rollmaterial betrifft“, sagt Miljes. Die Investitionsentscheidungen der Branche beruhten stärker auf einem langfristigen positiven Marktausblick und orientierten sich weniger an der aktuellen Zinsentwicklung.



Die vollständige HSH Nordbank Marktexpertise "Zukunft des Schienengüterverkehrs" finden Sie hier.


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