Studie: Hamburg steht in fünf Jahren vor Verkehrs-Kollaps

  • Autobahnausbau nur bedingt zielführend – Maßnahmen zur dynamischen Verkehrssteuerung unverzichtbar
  • Verkehrsverlagerung auf Schiene und öffentlichen Nahverkehr erforderlich
  • Keine signifikante Verbesserung in der Binnenschifffahrt in den kommenden Jahren zu erwarten

Hamburg/Kiel, 15. April 2015 - Zähflüssiger Verkehr und tägliche Staus auf den Autobahnen drohen ab 2020 in der Metropolregion Hamburg zum Dauerzustand zu werden – die bereits heute angespannte Verkehrssituation wird sich deutlich verschärfen. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Verkehrsinfrastruktur in der Metropolregion Hamburg, die das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) im Auftrag von Unternehmer Positionen Nord (UP° Nord), der Mittelstandsinitiative der HSH Nordbank, erstellt hat. Investitionen in den Autobahnausbau sind alleinstehend nur begrenzt geeignet, den Ursachen der drohenden Verkehrsprobleme entgegenzuwirken.

Kernproblem der Straßeninfrastruktur sind Belastungsspitzen im Tagesablauf. Im Gegensatz zu einer hohen Auslastung tagsüber ist die Infrastruktur an Wochenenden und in den späten Abend- und Nachtstunden nur gering ausgelastet. Weitere Spuren auf der A1 und A7 würden dementsprechend zwar zusätzliche Kapazitäten in Stoßzeiten schaffen, gleichzeitig jedoch kostspielige Investitionen an Autobahnkreuzen und Schnittstellen erfordern und die Überkapazitäten abseits der Stoßzeiten erhöhen.

Auch die bereits heute stark frequentierte Schienenverbindung nach Süden über Hannover wird an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Die Trasse über Berlin wird deutliche Zunahmen verzeichnen, so dass im nächsten Jahrzehnt auch hier Erweiterungsmaßnahmen erforderlich sein werden.

Gezielte Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sinnvoll

Auch wenn alleinstehende Kapazitätserweiterungen des Infrastrukturnetzes nicht zwangsläufig vorteilhaft sind, können gezielte Investitionen sinnvoll sein. So sind die Verlängerungen von A20 und A26, die den bestehenden Verkehr umlenken und die Belastung anderer Straßen wie den Elbquerungen mindern, nützlich. Auch der Ausbau der Schienentrassen Richtung Süden und Osteuropa ist dringend notwendig. Flankierend hierzu sollten Möglichkeiten geschaffen werden, die Pendlerströme noch stärker auf die Schiene und den öffentlichen Nahverkehr zu lenken. Die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel („Modal Split“) deutet darauf hin, dass Hamburg hier im Vergleich zu anderen Metropolen wie München, Berlin oder Frankfurt am Main Aufholbedarf hat. Hierzu sollten Bahn- und Netzbetreiber die Attraktivität und Zuverlässigkeit der Fahrdienste erhöhen, indem sie die Zuglängen zu den Hauptverkehrszeiten vergrößern und durch Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen einen störungsfreien Betrieb garantieren.

Variable Mautgebühr verlagert Verkehrsaufkommen

Neben dem Ausbau der Autobahnnetze sollten auch alternative Instrumente zur Steuerung und Verteilung der Verkehrsflüsse auf unterschiedliche Verkehrsträger beispielsweise über eine Autobahnmaut, in Erwägung gezogen werden. Die derzeit geplante Autobahnmaut für private Pkw bei gleichzeitiger Reduktion der KfZ-Steuer ist jedoch nicht dazu geeignet, das Verkehrsaufkommen zu verringern. Eine bessere Lenkungswirkung hätte eine variable Mautgebühr, die eine Nutzung der Infrastruktur zu Stoßzeiten verteuert und zu ruhigeren Zeiten vergünstigt oder kostenfrei ermöglicht. Damit würden Anreize geschaffen, den Güterfernverkehr – ähnlich dem Bahnverkehr – stärker in die Abend- und Nachtstunden und die privaten Pendelverkehre stärker auf den ÖPNV zu verlegen. Die striktere Durchsetzung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf maximal 100 km/h in den Hauptverkehrszeiten würde zudem die Aufnahmefähigkeit der Autobahnen erhöhen.

Für eine vermehrte Nutzung des ÖPNV müssen auch Betreibergesellschaften und Netzeigner daran arbeiten, den Verkehr reibungslos zu gestalten. Besonders zu Stoßzeiten sind die eingesetzten Züge häufig zu kurz. Der technische Betrieb ist durch Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen von den Verantwortlichen zu gewährleisten, sodass der Nah- und Regionalverkehr für Pendler eine attraktive Möglichkeit bietet.
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Studie „Metropolregion Hamburg 2020: Verkehrsinfrastruktur und ihre Auslastung“ die aktuellen Verkehrsströme in der Metropolregion untersucht und unter Annahme eines moderaten Wirtschafts- und Handelswachstums eine Modellprognose für den Verkehr im Jahr 2020 erstellt. Betrachtet werden hierbei wichtige Verkehrsadern der Metropolregion Hamburg, wie die Autobahnen, die überregionalen Schienenverbindungen und die Binnenschifffahrtswege. In der Betrachtung wurden bereits geplante bzw. in Realisierung befindliche Erweiterungsvorhaben der Infrastruktur berücksichtigt. Derzeit pendeln über 400.000 Erwerbstätige täglich über die Stadtgrenzen Hamburgs. Mit dem Seehafen Hamburg ist die Metropolregion Hamburg zudem ein bedeutendes Logistikzentrum sowie Drehscheibe und Durchgangspunkt überregionaler Güterverkehre. Bereits heute zeigen sich an vielen Orten der Verkehrsinfrastruktur Überlastungserscheinungen, die sich angesichts des prognostizierten Wachstums Hamburgs und des internationalen Handels künftig noch verschärfen werden.


  1. Verkehrsstudie Metropolregion Hamburg 2020

    Studie
  2. Infografik Zuwachs des LKW-Verkehrsaufkommen in der Metropolregion Hamburg zwischen 2011 und 2020

    Infografik LKW-Verkehrsaufkommen
  3. Infografik Zuwachs des Bahnverkehrs in der Metropolregion Hamburg
    zwischen 2011 und 2020

    Infografik Bahnverkehr
  4. Infografik Hamburg-Pendler - Woher kommen Sie?

    Infografik Hamburg-Pendler
  5. O-Töne (mp3) Dr. Alkis Henri Otto, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)

    Otto, HWWI, Statement 1
    Otto, HWWI, Statement 2
    Otto, HWWI, Statement 3

Mit der Mittelstandsinitiative Unternehmer Positionen Nord (UP°) unterstreicht die HSH Nordbank ihre Positionierung als Bank für Unternehmer. In Zusammenarbeit mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) bietet die Initiative ein umfangreiches Informationsangebot zu unternehmerischen Fragestellungen. Mit hochwertigen Veranstaltungen schafft sie ein exklusives Forum zum Meinungsaustausch mit namhaften Experten sowie dem Top-Management und Spezialisten der HSH Nordbank. Zentrale Informationsplattform ist die Internetseite www.unternehmerpositionen.de


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