GBP gerät unter Druck

„Ein harter Brexit wird voraussichtlich erst einmal vermieden“, glaubt Sintje Boie, Senior Analystin bei der Hamburg Commercial Bank.

EUR/USD: Schon vor der Zinssitzung der Fed am 19./20.03. hatte der Euro weiter Boden gegenüber dem US-Dollar gutmachen können. Eigentlich überraschend vor dem Hintergrund, dass die EZB auf ihrem Zinstreffen am 07.03. eine erste Zinsanhebung in der Eurozone weiter in die Zukunft verschoben hatte sowie neue gezielte Langfristtender (TLTRO III) angekündigt und sich damit deutlich vorsichtiger präsentiert hatte. Trotz Absage an eine zeitnahe geldpolitische Normalisierung von Seiten der EZB robbte sich EUR/USD wieder an die 1,1350 heran. Damit bleibt der Euro weiterhin recht gut unterstützt. Impulse für den Euro gehen auch vom Brexit aus. Mit der wahrscheinlichen Verlängerung der Austrittsfrist wird ein ungeordneter Brexit zunächst wohl verhindert, was dem Euro zugute kommt.

Nach der Zinssitzung der Fed ist das EUR/USD weiter nach oben gesprungen. Es wurde in der Spitze ein Wert von rund 1,1450 erreicht, bevor die Gewinne des Euro gegenüber dem US-Dollar wieder etwas abgebröckelt sind. Derzeit notiert EUR/USD bei rund 1,14. Die Abwertung des US-Dollar resultierte aus Signalen von der Fed für eine Zinspause 2019. Zwar hatte sich die Notenbank schon zuvor vorsichtiger in Bezug auf weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr gezeigt (die Fed sei „geduldig“ und würde Zinsschritte datenabhängig vornehmen), doch bisher hatten sich die Währungshüter diese Option noch offen gehalten. Zudem beabsichtigen die Notenbanker, den Bilanzabbau ab Mai zu verlangsamen und ab Ende September komplett einzustellen. Die Bilanzsumme ist von einem Niveau von 4,5 Bio. US-Dollar auf unter 4 Bio. US-Dollar durch den seit Ende 2017 begonnenen Bilanzabbau gesunken und soll nun auf dem im September eingefrorenen Niveau für eine gewisse Zeit festgehalten werden. Die Zielspanne für die Fed Funds Rate wurde unverändert bei 2,25 bis 2,50 % belassen.

Die Maßnahmen der Fed sind als recht drastisch zu bewerten, wenn man bedenkt, dass sich die US-Konjunktur weiterhin solide entwickelt. Doch die Fed sieht eher die konjunkturelle Verlangsamung im Vergleich zum Vorjahr und die steigenden Konjunkturrisiken. Aller Wahrscheinlichkeit nach befürchtet sie eine Rezession in den USA, die sie mit ihrer Politik zu vermeiden hofft.

Mit der dovishen Haltung der Fed hat sich nach den Entscheidungen der EZB die Waagschale zwischen beiden Währungen wieder ausgependelt. Die Fed-Sitzung bestärkt uns in der Annahme, dass wir perspektivisch wieder einen stärkeren Euro sehen. In den USA rechnen wir 2020 mit einer leichten Rezession, worauf die Fed mit Zinssenkungen reagieren sollte. Im Vergleich dazu hält die EZB still, was eher für den Euro spricht.

EUR/GBP: In den vergangenen Tagen ist das britische Pfund eher etwas unter Druck gegenüber dem Euro gekommen, sodass sich das Währungspaar jetzt bei rund 0,8660 bewegt. Dass voraussichtlich die Austrittsfrist über den 29.03. hinaus verschoben wird und damit ein ungeordneter Brexit erst einmal vermieden werden kann, haben die Marktteilnehmer mit Erleichterung aufgenommen und das GBP konnte sich in den vergangenen Wochen recht stark gegenüber dem Euro zeigen. Doch die Verlängerung der Austrittsfrist wird anscheinend nicht so einfach, wie sich einige das vorgestellt haben. Zwar hat Premierministerin Theresa May nun offiziell eine solche bis Ende Juni bei der EU beantragt, doch die EU und auch May verknüpfen die Verlängerung mit einer Billigung des Brexit-Abkommens im britischen Unterhaus. Das dürfte aber weiterhin schwierig werden, auch wenn sich einige Abgeordnete mehr dafür entscheiden könnten, wenn ansonsten ein harter Brexit oder ein Verbleib in der EU über mehrere Jahre droht. Zudem muss die Verlängerung einstimmig von der EU beschlossen werden, doch einige Länder positionieren sich derzeit offen dagegen.

Die Bank of England (BoE) hat heute (21.03.) keine Änderung ihrer Geldpolitik beschlossen. Die Leitzinsen liegen unverändert bei 0,75 % − im derzeitigen Ringen um den richtigen Weg beim Brexit dürfte sich die Notenbank mit weiteren Zinserhöhungen zurückhalten. Auch in naher Zukunft sollten diese aus diesem Grund nicht auf der Agenda stehen. Zudem geht die Jahresteuerung zurück. Nachdem sie 2018 noch deutlich über 2 % betragen hatte, lag sie im Februar bei 1,9 %. Erst längerfristig betrachtet könnten weitere Zinsschritte getätigt werden.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

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