Dovishe Fed belastet den US-Dollar, Pfund zu stark

„Das Rätsel um das Pfund setzt sich fort. Trotz steigender Risiken für einen ungeordneten Brexit hat das Pfund gegenüber dem Euro aufgewertet“, meint Sintje Boie, Analystin der Hamburg Commercial Bank

EUR/USD: Der Euro hat in den vergangenen Tagen wieder an Stärke gewonnen. Die Anleger sind mittlerweile bereit, mehr als 1,13 US-Dollar für einen Euro zu zahlen. Zuletzt wurde der Euro durch das Protokoll der l etzten Notenbanksitzung (Minutes) gestützt. Darin war bestätigt worden, dass die Fed sehr ernsthaft in Erwägung zieht, die seit Oktober 2017 laufende Reduktion der Bilanzsumme bereits im Laufe der zweiten Jahreshälfte zu beenden. Mit anderen Worten: Der Prozess der Normalisierung der Liquiditätsmenge, die von der Notenbank seit 2008 in Umlauf gebracht wurde, soll bereits in Kürze sein Ende finden.

Zur Erinnerung: Die Bilanzsumme, die das Gegenstück zur Zentralbankliquidität darstellt, lag im September 2008 bei 900 Mrd. US-Dollar, ist dann bis 2014 auf etwa 4500 Mrd. US-Dollar angestiegen und liegt jetzt bei rund 4000 Mrd. US-Dollar, also dem mehr als vierfachen Wert von vor der Krise. Bis vor kurzem waren die Märkte noch davon ausgegangen, dass die Fed die Reduktion der Bilanzsumme noch ein paar Jahre fortführt. Weiter haben die Minutes erneut deutlich gemacht, dass die US-Notenbank es nicht eilig hat, die Zinsen anzuheben, was für sich gesehen dem Euro hilft. Allerdings, wenn die Wachstums- und Inflationserwartungen eintreffen, sei eine weitere Straffung denkbar. Gemischte Signale kamen von den PMI-Daten. Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland ist weiterhin im Sinkflug, in Frankreich stabilisiert sich die Lage dagegen. Im Dienstleistungsgewerbe zeigt sich dagegen Deutschland sehr stark, während Frankreich hier etwas schwächelt. Die Euro-Investoren werden im Zweifel die Daten für das Verarbeitende Gewerbe etwas stärker gewichten. In der kommenden Woche wird die Brexit-Abstimmung im Unterhaus den Eurokurs wesentlich beeinflussen. Beachten sollte man außerdem den morgigen Ifo-Index und die BIP-Daten aus den USA, deren Veröffentlichung sich durch den Shutdown erheblich verzögert hat.

EUR/GBP: Das Rätsel um das britische Pfund setzt sich fort. So hat die Währung im Wochenverlauf weiter gegenüber dem Euro bis auf unter 0,87 aufgewertet. Dabei wird das Austauschverhältnis maßgeblich durch den aktuellen Stand beim Brexit beeinflusst und da geht es nicht voran. Premierministerin Theresa May versucht weiterhin in den Gesprächen mit der EU, Änderungen am Backstop im Brexit-Vertrag zu verhandeln, doch bislang ohne Erfolg. Nächste Woche soll es weitergehen. Am 27. Februar stimmt das britische Unterhaus erneut über den bestehenden Brexit-Vertrag ab. Zustimmung dazu ist weiter nicht in Sicht. Damit könnte das britische Parlament durch das Einbringen eines Änderungsantrages die Kontrolle über den Brexit übernehmen und die Verschiebung des Austrittstermins beantragen, um letztlich noch einen ungeordneten Brexit zu vermeiden. Zwar wäre damit das Worstcase-Szenario vermieden, aber auch eine Verschiebung der Deadline ist kein Garant dafür, dass ein harter Brexit abgewendet werden kann. Daher ist die freundliche Tendenz des GBP kaum nachzuvollziehen.

Darüber hinaus mehren sich die Anzeichen, dass in UK ansässige Unternehmen die Reißleine ziehen und ihren Standort verlagern, wie zum Beispiel auch Honda (siehe Kommentar). Das dürfte die britische Wirtschaft immer stärker belasten und sollte eigentlich auch ein zentraler Faktor für die Entwicklung des Pfundes sein und zwar nicht im positiven Sinne.

-Ratings von Großbritannien für den Fall eines ungeordneten Brexit und hat das Rating auch wegen der Wachstumsabschwächung auf „watch negative“ gesetzt.

Gestern (20.02.) wurden die Minutes der FOMC-Sitzung vom 29./30.01. veröffentlicht. Tenor: Die Fed zeigt sich geduldig in Bezug auf weitere Zinsanhebungen. Diese sind datenabhängig. Das bedeutet aber auch: Weitere Zinsschritte sind nicht ausgeschlossen, wenn die Konjunktur robust läuft. Damit könnte es sich derzeit nur um eine Zinserhöhungspause handeln und nicht – wie die Marktteilnehmer annehmen – schon um das Ende des Zinserhöhungszyklus. Die Bilanzsumme wird zum geldpolitischen Instrument neben der Fed Funds Rate, um das Inflations- und Vollbeschäftigungsziel der Notenbank zu erreichen. Es soll keinen Automatismus mehr geben, die Bilanzsumme weiter zu verringern. So soll zeitnah ein Plan vorgestellt werden, wie die Fed weiter mit dem Bilanzabbau umzugehen gedenkt. Derzeit wird die Bilanz monatlich um 50 Mrd. US-Dollar abgebaut, d.h. es werden pro Monat 50 Mrd. US-Dollar an Treasuries und anderen Wertpapieren (u.a.

MBS) weniger am Kapitalmarkt reinvestiert. Die Minutes deuten darauf hin, dass in der zweiten Jahreshälfte 2019 der Bilanzabbau komplett eingestellt werden könnte. Man fragt sich, warum die gerade erst begonnene Bilanzreduzierung schon wieder beendet werden soll. Noch läuft die Konjunktur gut, aber die Angst der Fed vor einer restriktiveren Liquiditätsausstattung der Banken und neuen Aktienmarkteinbrüchen scheint groß zu sein. Doch davon darf sich eine Notenbank nicht leiten lassen und sie sollte nicht schon jetzt wieder ihre Normalisierung der Geldpolitik aufgeben. Die Argumentation für diesen Schritt bleibt recht dünn.

In der Eurozone wurden heute (21.02.) die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Februar veröffentlicht. Der Index für das deutsche verarbeitende Gewerbe ist noch weiter in den kontraktiven Bereich abgerutscht. Damit befindet sich der Index für die Eurozone insgesamt noch auch unterhalb der 50-Punkte-Grenze. Dagegen konnte der Dienstleistungssektor zulegen. Das derzeit wenig rosige Konjunkturbild wird durch die Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindizes für Februar am 22.02. komplettiert. Nächste Woche dürften die Bekanntgabe des US-Wachstums im vierten Quartal 2018, der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und die CPI-Schätzung für die Eurozone (Feb) besondere Beachtung finden.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

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