EUR/USD wenig verändert, Pfund auf Höhenflug

„Die Stärke des Pfunds zeigt: Ein ungeordneter Brexit ist vom Tisch“, meint Sintje Boie, Analystin der Hamburg Commercial Bank.

EUR/USD: Das Währungspaar hat sich im Wochenverlauf leicht nach oben bewegt. So ist EUR/USD von Niveaus bei rund 1,1350 auf knapp unter 1,14 gestiegen. Die Marke von 1,14 steht aber noch nicht wirklich zur Disposition. Die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar resultiert aus der Reduzierung von Unsicherheitsfaktoren für die Marktteilnehmer. So könnte es beim Brexit auf eine Verschiebung des Austrittstermins bis Ende Juni hinauszulaufen, worüber das britische Parlament allerdings erst Anfang März abstimmt. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit für einen ungeordneten Brexit gesunken. Darüber hinaus hat US-Präsident Donald Trump die Frist für die Erhöhung von Einfuhrzöllen auf chinesische Produkte von Anfang März auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben. Denn die Handelsgespräche zwischen den USA und China verlaufen nach Angaben verschiedener Stellen konstruktiv, sodass man von baldigen Erfolgen ausgeht und dementsprechend erst einmal von weiteren Zöllen absieht. Diese Entwicklungen haben die Marktteilnehmer mit Erleichterung aufgenommen.

Trotz der Reduzierung von Unsicherheit ist die Aufwertung des Euro vergleichsweise gering. Daran ist gut abzulesen, dass das Aufwertungspotenzial des Euro derzeit begrenzt ist. Das liegt maßgeblich daran, dass sich die Wachstumsperspektiven für die Eurozone weiter verschlechtern, während die US-Konjunktur immer noch recht robust läuft, auch wenn die eine oder andere Datenveröffentlichung mittlerweile etwas schwächer ausfällt. Auf den erneuten Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindizes oder den sich jetzt auf Kontraktionsniveau befindenden Euro-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hat das Währungspaar allerdings nicht reagiert. Vielleicht auch weil der Index für Dienstleistungen spürbar angestiegen ist, sodass der Composite Index leicht gegenüber dem Vormonat zulegen konnte.

Highlights der kommenden Woche für EUR/USD sollten die EZB-Zinssitzung am Donnerstag (07.03.) und die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichtes für Februar am Freitag (08.03.) sein. Die EZB dürfte neue Langfristtender ankündigen und sich insgesamt dovisher zeigen, auch wenn sie möglicherweise noch nicht ihre forward guidance ändert. Das könnte den Euro wieder unter Druck gegenüber dem US-Dollar setzen. In die gleiche Richtung sollte die US-Arbeitsmarktzahlen gehen. Sie können wohl nicht an die überragende Performance des Vormonats anknüpfen, dürften aber immer noch einen sehr robusten Arbeitsmarkt darstellen.

EUR/GBP: Premierministerin Theresa May hat eingelenkt – wohl auch vor dem Hintergrund, dass ansonsten das britische Parlament die Kontrolle über den weiteren Brexit-Prozess von der Regierung übernommen hätte. So will sie am 12. März erneut über den mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag im Unterhaus abstimmen lassen. Bis dahin sind zusätzliche Verhandlungen mit der EU über die Details des Vertrages möglich. Diesen Termin hatte sie immer weiter nach hinten verschoben, um den Druck auf die Abgeordneten zu erhöhen, angesichts eines drohenden ungeordneten Brexit dem Brexit-Vertrag doch zuzustimmen. Jetzt will May zweigleisig fahren. Wenn der Vertrag erneut im Parlament durchfällt, dann soll es am 13. März eine Abstimmung im Unterhaus darüber geben, ob ein ungeordneter Brexit gewollt ist. Sollte dies verneint werden, ist für den 14. März eine Abstimmung über eine Verschiebung des derzeitigen Austrittsdatums 29. März angesetzt. Im Gespräch ist eine Verschiebung bis Ende Juni 2019. Der beschriebene Zeitplan ist bereits vom britischen Unterhaus gebilligt worden.

Mit diesem Zug von Theresa May ist aus Sicht der Devisenmärkte ein ungeordneter Brexit abgeblasen und eine Verschiebung des Austrittstermins ist ausgemachte Sache. So ist zumindest die Bewegung von EUR/GBP zu interpretieren. Das GBP hat nach Bekanntgabe dieses Prozederes deutlich gegenüber dem Euro bis auf 0,853 aufgewertet. Damit wurde der höchste Stand des Pfunds gegenüber der Gemeinschaftswährung seit Mai 2017 erreicht. Positiv ist in der Tat, dass mit dieser zeitlichen Abfolge etwas mehr Klarheit herrscht, wie sich das Vereinigte Königreich das weitere Vorgehen zum Brexit vorstellt. Andererseits zeigen die vergangenen Wochen, dass so ein Fahrplan schnell wieder über den Haufen geworfen werden kann. Oder aber die Abstimmung über ein No-Deal-Szenario fällt anders aus als erwartet. Es ist noch lange nicht alles in trockenen Tüchern. Daher gibt es unseres Erachtens noch Enttäuschungspotenzial für das GBP.

Marketingmitteilung

Dr. Cyrus de la Rubia

Chefvolkswirt

Zum Kontaktformular

Bei Interesse an älteren Ausgaben sprechen Sie uns gern unter economics@hsh-nordbank.com an.