Immobilienmarkt 2022: Wie wirken sich Corona, Lieferkettenprobleme und Inflation aus?

Januar 2022 Aktuell trüben die neuen Corona-Virusvarianten wieder die Stimmung der Weltwirtschaft. Doch vor allem langfristig interessierte Investoren am Immobilienmarkt achten eher darauf, ob die steigenden Inflationsraten und die Lieferkettenprobleme gerade auch im Baubereich von Dauer sind – der makroökonomisch geprägte Immobilienmarkt-Ausblick 2022.

Der Blick auf die aktuelle Preissteigerungsrate wirkt wie ein Rückfall in die Siebzigerjahre: Damals gehörten Inflationsraten von fünf oder mehr Prozent zur Tagesordnung. Der damalige Bundesfinanzminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt prägte 1972 den legendären Satz: „Fünf Prozent Preisanstieg sind leichter zu ertragen als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.“ Politisch und gesellschaftspolitisch betrachtet mag das auch heute sogar noch stimmen. Doch die verzerrenden Wirkungen der Inflation sind nicht vom Tisch zu wischen.

Fabrik von unten

Lieferkettenprobleme: Preise für Rohstoffe explodieren

Das gilt nicht zuletzt für den Immobilienbereich, wo die allgemein steigenden Preise durch die anhaltenden Probleme bei den globalen Lieferketten weiter nach oben katapultiert werden. Die Folgen spüren Bauindustrie, Bauunternehmen, gewerbliche Investoren, aber auch die privaten Häuslebauer. Bei einer jüngsten Umfrage des ifo Instituts klagte ein Drittel aller Unternehmen aus dem Bausektor über Materialmangel. Und was rar ist, weil etwa die Container in Fernost wegen der Pandemie nicht rasch genug beladen werden können oder freie Container auf den Schiffen fehlen, das steigt im Preis: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts war etwa Schnittholz im November 2021 73 Prozent teurer als zwei Jahre zuvor. Auch Aluminium (+ 64 Prozent), Eisenerz (+ 47 Prozent) und verarbeiteter Stahl (+ 40 Prozent), ohne die im und am Bau nichts geht, legten im Zwei-Jahres-Vergleich massiv im Preis zu.

„Die Lieferkettenprobleme sind eine Herausforderung auch für den Bausektor. Das Risiko von Fehlplanungen steigt, bei Kosten und Prozessen. Wir gehen davon aus, dass sich die Lage an dieser Front aber im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 allmählich entspannt“, sagt Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank.

Bagger

Inflation: kein Ende in Sicht

Bleiben werden nach seinen Worten aber mittelfristig die hohen Inflationsraten. Das könnte zu steigenden Zinsen führen. In den USA greift die Notenbank bereits durch, die Europäische Zentralbank wird den Leitzins nach de la Rubias Einschätzung angesichts der deutlich niedrigeren Konjunkturaussichten für den Euroraum 2022 voraussichtlich nicht anheben. Dennoch nehmen die Märkte tendenziell steigende Zinsen bereit vorweg: „Die langfristigen Zinsen werden noch in diesem Jahr positiv“, sagt de la Rubia mit Blick auf zehnjährige Bundesanleihen.

Welche Auswirkungen hat die Zinswende am Horizont auf die Immobilienpreise? De la Rubia erwartet für 2022 keine größeren Verwerfungen. Stabilisierend wirken nach seiner Einschätzung die niedrigen Leerstandsraten für Büro- und Wohnimmobilien in den sieben deutschen Topstandorten Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München.